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Wenig erfahrene Schachspieler denken oft,
dass eine Partie durch Vereinfachungen uninteressant wird. Sie meiden
daher das Endspiel und gehen jedem Tausch aus dem Weg.
Diese Meinung ist falsch. Ein Endspiel kann ebenso spannend sein wie ein
Mittelspiel, vorausgesetzt, man beherrscht seine Technik. Nicht zufällig
waren alle Weltmeister auch Endspielvirtuosen.
Der erzwungene Übergang in ein günstigeres
Endspiel ist eines der wichtigsten Strategeme überhaupt. Im Endspiel
wirken sich oft minimale positionelle Vorteile entscheidend aus.
Allerdings verlangt die Endspielführung ein tiefes
Einschätzungsvermögen der Stellungsnuancen und eine hervorragende
Technik.
Die Bedeutung der genauen Variantenberechnung ist im Endspiel noch im
Wachsen begriffen. Nirgendwo sonst muss man derart auf die Ökonomie der
Zeit bedacht sein und mit jedem Tempo so geizen wie in der Schlussphase
der Partie. Durch die geringe Auswahl der handelnden Figuren erhöht sich
das Gewicht jeder einzelnen Kampfeinheit beträchtlich, und dem konkreten
Denken sowie der Aufmerksamkeit des Spielers wird viel abverlangt.
Beim Übergang ins Endspiel erzwingt die aktive Partei den Tausch all
jener Figuren, die sie daran hindern könnten, ihren positionellen Vorteil
zu verwerten.
Angebotener Damentausch ist das erste Symptom für das herannahende
Endspiel. Damit soll vor allem jene Figur, die dem Gegner zu Angriffs-
oder Verteidigungszwecken besonders gut dienen könnte, vom Brett
verschwinden. Selbstredend darf man nicht meinen, dass nach dem
Damentausch sofort automatisch ein ruhiges Endspiel entsteht.
Man unterteilt Endspiele in zwei
Hauptgruppen:
1. Elementare, technische Endspiele
2. Komplizierte Endspiele.
Bei den sogenannten einfachen und technischen Endspielen kommt es in
erster Linie auf exaktes Wissen an, denn das Ergebnis der Partie ist durch
die entsprechenden Analysen bereits vorweggenommen.
Bei den komplizierten Endspielen spielen gewöhnlich Motive des Mittel-
und Endspiels gleichzeitig eine Rolle. Da ist auch Raum für den scharfen,
dynamischen Kampf. Wir haben hier so etwas wie eine Strategie des
Mittelspiels im kleinen vor uns.
Seinerzeit hat Capablanca den Gedanken geäußert, dass man das
theoretische Studium des Schachs nicht mit der Eröffnung, sondern mit den
einfachsten Endspielpositionen beginnen müsste. Dieser Standpunkt ist
sehr interessant und beachtlich.
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